In der ersten Hälfte der Achtzigerjahre war die Waldsterbensdebatte in der Schweiz das umweltpolitisch dominante Thema. Ich studierte damals Agronomie, und es erstaunt nicht, dass die zu jener Zeit politisch und wissenschaftlich oft hitzig geführten Debatten bei uns Studierenden auf fruchtbaren Boden fielen. Es wurde uns klar, dass der menschliche Einfluss auf die Umwelt ein noch nie dagewesenes Ausmass erreicht hatte und es sich um ein komplexes Problem handelte, für das es keine einfachen Antworten gab. Die Waldsterbensdebatte ist mittlerweile abgeflacht, aber die seither aufgetretenen neuen Umweltprobleme wie der vom Menschen verursachte Treibhauseffekt zeigen, dass auch heute ähnlich komplexe Fragestellungen einer Lösung harren. Seither haben mich Fragestellungen zur Nachhaltigkeit durch meine ganze wissenschaftliche und Management-Tätigkeit begleitet.
Vielschichtige ökologische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Probleme zu erkennen, zu verstehen und im Rahmen meiner Möglichkeiten zu ihrer Lösung beizutragen, ist für mich seither beruflich wie privat ein grosses Anliegen. Es braucht das gemeinsame Denken, Diskutieren und Handeln von Menschen mit verschiedenen Kenntnissen, Fähigkeiten sowie unterschiedlicher Herkunft und Prägung, um diese Probleme in ihrem Umfang nur annähernd verstehen zu können und tragfähige Lösungen zu entwickeln. Solche Menschen kennenzulernen, miteinander in Kontakt zu bringen und das Verständnis für unterschiedliche Problemwahrnehmungen und Lösungswege zu fördern, ist im Zusammenhang mit der nachhaltigen Entwicklung mein übergeordnetes Ziel.
Die Institutionen des ETH-Bereichs, verfügen über ein grosses Potential, die Ursachen und Wirkungszusammenhänge komplexer ökologischer, technologischer und gesellschaftlicher Probleme zu analysieren, zu verstehen und dafür Lösungsvorschläge zu entwickeln. In Zukunft wird es aber unabdingbar sein, dass die Forschenden diese Schritte noch vermehrt gemeinsam mit den gesellschaftlichen und politischen Anspruchsgruppen tun. Auch dies ist eine komplexe und langwierige Aufgabe, denn sie verlangt von den Forschenden und ihren Institutionen einen Kulturwandel weg vom bisherig dominierenden Technologie- und Wissenstransfer hin zu einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit der verschiedenen Akteure auf allen Stufen von der Problemdefinition bis zur Implementierung von Lösungen. Als Geschäftsführer des Kompetenzzentrums Umwelt und Nachhaltigkeit und kann und will ich dazu beitragen.